Reportage • Location • Kutná Hora
Kutná Hora die Knochenkirche in Prag, 2013…
1995 wurde die Knochenkirche (Kostnice) im Stadteil Sedlec in das UNESCO-Verzeichnis des Weltkulturbes aufgenommen. Aus den Gebeinen von etwa 40 000 Menschen wurde hier der Innenraum einer kleinen Kapelle in penibler künstlerischer Kleinstarbeit ausgeschmückt.
Von filigranen Kronleuchtern bis hin zu imposanten meterhohen Glocken aus Schädeln und Oberschenkelknochen ist hier alles im wahrsten Sinne des Wortes aus Menschenmaterial.
Ein idealer Ort für schwarze Messen sollte man meinen. Doch tatsächlich handelt es sich bei der Knochenkirche um ein katholisches Gotteshaus und so findet man hier auch sämtliche Utensilien des katholischen Gottesdienstes – liebevoll aus Menschenknochen gestaltet.
Gottesdienste finden in der Kirche allerdings heute keine mehr statt. Und wenngleich also keineswegs Satanisten am Werke waren, so kann man sich dem Gefühl einer gewissen Morbidität des Gesamtkunstwerks nicht entziehen – im Angesicht der Tausenden leeren Augenhöhlen, die einen anzustarren scheinen. Waren der oder die Macher nicht vielleicht doch aus heutiger Sicht ein Fall für den Psychiater?
…Am Anfang des 15. Jahrhunderts entstand in der Mitte des Friedhofs ein Kirchengebäude. Bei den Bauarbeiten mussten die Überreste der Toten aufgehoben, exhumiert und eingelagert werden. Da die Maße des Friedhofs wesentlich reduziert werden sollten, diente die Kapelle als ein Beinhaus weiter.
Einer Sage nach, begann ein halbblinder Mönch des Zisterzienserordens Gebeine von Menschen in Pyramiden zusammenzustellen. Seine Arbeit setzte dann Ende des 19. Jahrhunderts der Holzschnitzer und Schreiner František Rint fort. Der wurde mit der Ausschmückung der Kapelle von den neuen Besitzern dem Fürstengeschlecht Schwarzenberg beauftragt. Er desinfizierte und präparierte die Knochen mit chlorhaltigen Kalk und machte sie bis heutigen Tagen haltbar.